Beatrice Moretto

Von Lausanne über Beirut und Appenzell nach Mühleberg

Die neue Pfarrerin hat sich in Mühleberg vorgestellt -
In ihrer ersten Andacht in Mühleberg ermutigt Tania Guillaume die Mühlebergerinnen und Mühleberger, Gott so begegnen wie einem Freund.
Autor: Markus Häfliger, Pfarrwahlkommission
a.o. KGV 3.4.2025 - Bestätigung Anstellung Pfrin. Tania Guillaume: Pfrn. Tania Guillaume (links) mit KGR-Präsident Hans Rothen und Präsidentin Pfarrwahlkommission / Vizepräsidentin KGR Franziska Grädel (Foto: Paul Schindler, Pfarrwahlkommission)
Pfrn. Tania Guillaume (links) mit KGR-Präsident Hans Rothen und Präsidentin Pfarrwahlkommission / Vizepräsidentin KGR Franziska Grädel


Volle Kirche in Mühleberg: Zahlreiche Kirchenmitglieder liessen sich am 3. April die ausser-ordentliche Kirchgemeindeversammlung nicht entgehen, um Tania Guillaume kennen zu lernen – die Frau, die am 1. November 2025 ihr Amt als neue Pfarrerin von Mühleberg antreten wird.

Die Mühlebergerinnen und Mühleberger lernten eine aufgestellte Frau mit einem höchst vielfältigen Lebensweg und Werdegang kennen. Für sie habe die «Teamarbeit bereits im Bauch» der Mutter angefangen, sagte Guillaume in Anspielung auf ihren Zwillingsbruder, mit dem sie 1969 in Lausanne geboren wurde.

In die Primarschule ging Tania Guillaume in Bern, die Matura machte sie in Genf. Es folgte eine musikalische Ausbildung zur Organistin, ein erstes Studium in Medizin und dann ein zweites Studium in Theologie. Auf einer Studienreise in Israel während des Theologiestudiums lernt sie auch ihren Mann Philippe kennen, ebenfalls ein Theologe.
Zusammen mit ihrem Mann lebte sie mehrere Jahre in Beirut, wo sie als Lehrerin an einer französischen Schule und ehrenamtlich als Pfarrerin an der Deutschen Kirchgemeinde mitgearbeitet hatte. Zurück in der Schweiz macht sie Jugend- und Familienarbeit in einem Pfarramt im Bündnerland, danach folgt ein Einzelpfarramt in Appenzell. Seit 12 Jahren (und noch bis Ende August 2025) ist Tania Guillaume nun Seelsorgerin an der Universität Freiburg. Daneben betreut sie deutschsprachige Patienten auf der Palliativabteilung des Freiburger Spitals und ist mit einem kleinen Prozentsatz in der reformierten Kirchgemeinde Freiburg tätig.

Das Stelleninserat stach heraus
Das Stelleninserat für die Pfarrstelle in Mühleberg habe bei ihr sofort Anklang gefunden, erzählt Tania Guillaume. Bereits die Ausschreibung habe sich aus der Masse der Inserate herausgehoben. Sie habe darin eine Vision für die Kirchgemeinde gespürt. Ein Gottesdienstbesuch in Mühleberg im November 2024 war für sie das Schlüsselerlebnis. So war es für Tania Guillaume und ihren Mann rasch klar, dass ihre Reise in Mühleberg weiter gehen soll. Verliebt hat sie sich auch in das Pfarrhaus, das sie als offenes Haus gestalten wolle, wie sie sagt.

Wieviel Zeit ist noch auf unserem Konto?
Noch bevor sie sich vorstellte, gab die designierte neue Pfarrerin Tania Guillaume ein paar Gedanken weiter. Sie stützt sich auf zwei Verse aus dem Psalm 31, in denen steht: «Meine Zeit steht in deiner Hand; rette mich aus der Hand meiner Feinde und aus der Hand meiner Verfolger! Lass dein Angesicht leuchten über deinem Diener: Hilf mir in deiner Gnade».
Tania Guillaume spricht über die «die einzige nicht erneuerbare Ressource», die wir Menschen hätten: die Zeit. Alles sei heute schnelllebiger, wir könnten mehr Geld verdienen oder mehr Bäume pflanzen. Aber wir hätten keine Einsicht auf unser «Zeit-Konto», denn Gott habe unsere Tage in seiner Hand, wir wüssten nicht, wie lange wir noch zu leben hätten. Die Frage sei nun, was das kirchliche Leben damit zu tun habe. Ob wir nun neben allen anderen unseren «To Do’s» auch noch kirchliche «To Do’s» hinzufügen müssten? Mit der Gefahr, nie alles erledigen zu können, was wir erledigen wollten? Nein, lautet die Antwort von Tania Guillaume.

Mit Gott sind wir nie im Rückstand
Beim Gebet und bei der Andacht könnten wir nie in Rückstand geraten. Die Qualität der Zeit, die wir mit Gott verbrächten, sei vergleichbar mit einer Freundschaft: Auch dort müsse man nie etwas Verpasstes aufholen. Entscheidend in der Begegnung mit Freunden sei immer nur das Hier und Jetzt. So sei das auch mit Gott. Tania Guillaume sagt: «Gott kommt nicht mit dem Zeigfinger. Gott hat kein Ziel für uns, wie wir für ihn da sein müssen. Er möchte bloss mit uns in Kontakt treten. Es geht darum, zusammen unterwegs zu sein. Man kann nicht etwas falsch oder richtig machen; wir sind nicht zum Vergleichen da. Wir sind da zum Zusammensein, zum Raum und Zeit haben mit Gott», sagt Tania Guillaume in ihrer ersten Andacht in der Kirche Mühleberg, die sie bereits im Teamwork gestaltet: Der Sozialdiakon Lukas Sievi wirkt im Rahmen eines Rollenspiels dabei mit.

Die Kirchgemeinde bestätigte Tania Guillaume in einer offenen Abstimmung ohne Gegenstimme als neue Pfarrerin von Mühleberg. Sie folgt auf Pfarrer Christfried Böhm, der per Ende Oktober nach 34 Jahren in Mühleberg pensioniert wird.

» Offizielle Publikation Bestätigung der Anstellung anlässlich der a.o. KGV vom 3.4.2025
Bereitgestellt: 28.04.2025     Besuche: 153 Monat